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Patanjali Yoga Sutra, Verse 3.39-42 – Siddhis: Astralreisen

Patanjali Yoga Sutra, Verse 3.39-42 – Siddhis: Astralreisen,


Zum Ende der Aufzählung von Patanjalis Samyama-Praktiken im 3. Kapitel des Yoga Sutra wirken die Verse z.T. etwas Zusammenhanglos. Wenn man sich genauer mit dem Yoga Sutra befasst wird deutlich, dass es immer 2-5 Verse sind die eine Einheit bilden und im Gesamtkonzept aufeinander aufbauen, so ist auch meine Gliederung des Textes in kleine Abschnitte nicht wahllos. In manchen Abschnitten ist jedoch keine Konsistenz zu erkennen und ich habe solcherlei Verse dann zusammengefasst. Hier nun also der Abschnitt 3.39-42 von dem die mittleren beiden Verse eine kleine Einheit bilden.

Patanjali Yoga Sutra, Vers 3.39

3.39 बद्न्हकारणशैथिल्यात् प्रचारसंवेदनाच्च चित्तस्य परशरीरावेशः

badnha-kāraṇa-śaithilyāt pracāra-saṁvedanācca cittasya paraśarīrāveśaḥ

bandha = Binden, Fesseln, Schleuse, Verschluss, Verbindung

kāraṇa = Ursache, Grund, Veranlassung

śaithilya = Lockerung, Locker, Schlaff, Lasch

pracāra = Durchgänge, Kanäle, Wandeln, Erscheinen

saṁvedana = Melden, Vermelden, Bewusstwerdung, vom Wissen über

ca = und, auch

citta = Geist, Denken, Vernunft, Psyche

para = weiter hinaus, höchstes

śarīra = Leib, Körper

āveśa = Eingang, Zugang, Anschliessen, Eindringen

„Durch Lockerung der Bindungen der Psyche an den eigenen Körper und dKörperissen über die Energiekanäle kann man in andere Körper eintreten.“

Wir können also mit dieser Methode unseren physischen Körper mit unserem feinstofflichen Körper verlassen und dann sogar in Körper von anderen eintreten. Dies wiederum bedeutet keineswegs, dass wir dann sozusagen einen fremden Körper kontrollieren können, oder sogar jemand anderes in unseren Körper drin und ihn kontrolliert. Sondern man kann im Körper eines anderen spüren wo Ungleichgewichte und Blockaden sind um dann heilerisch aktiv zu sein. Dies sollte aber absolut nur mit der konkreten Einwilligung des anderen geschehen, da es sonst ein massiver Eingriff in die ureigene Privatsphäre darstellt. So wie die meisten anderen Verse über die Samyama Praktiken kann man aber auch diesen Ver etwas abgeschwächt interpretieren, je nachdem wie weit unser Samyama fortgeschritten ist. Dann geht es bei diesem Vers nur um Einfühlungsvermögen welches gestärkt wird durch die Loslösung der Identifikation mit dem eigenen Körper.

Patanjali Yoga Sutra, Vers 3.40

3.40 उदानजयाअत् जलपण्खकण्टकादिष्वसङ्गोऽत्क्रान्तिश्च

udāna-jayāat jala-paṇkha-kaṇṭakādiṣv-asaṅgo-‚tkrāntiśca

udāna = eine feinstoffliche Energie, aufsteigende Energie,

jayāt = durch Sieg über, durch Kontrolle über

jala = Wasser, nass

paṇkha = Moor, Schlamm, Schmutz, Sumpf

kaṇṭaka = Dornen, Spitzen, Stachel

ādiṣu = und so weiter, und andere

asaṅgaḥ = nicht hängen bleiben, kein Kontakt, nicht anhängen, Unberührbarkeit

utkrānti = leicht sein, hinauf schreiten, Austreten, aufwärts steigen, nach oben fliegen

ca = und, auch

„Meisterung des Udana führt zu Levitation sowie der Fähigkeit, nicht von Wasser, Schlamm, Dornen etc. berührt zu werden.“

Wir unterscheiden im Yoga zwischen den 5 Arten von feinstofflichen Energien in der Aura, diese haben jeweils unterschiedliche Funktionen. Das „Udana Vayu“ hat seinen Sitz in der Kehle und es steht für Kommunikation, Nerven, Hormonsystem, Schmerzempfinden und Schlaf, es ist gewissermaßen die Gegenkraft von Pranavaya, wobei Pranavayu mit dem Einatmen zusammenhängt und Udanavayu mit dem Ausatmen. Wenn diese Kraft zB durch bewusstere Kommunikation, Entspannung, Atemkontrolle gemeistert wird, stärkt man sein Energiefeld und wirdweniger Berührt von der Welt. Man kann sogar die Fähigkeit erlangen zu levitieren, also zu fliegen und über Wasser zu laufen. So konnte nicht nur Jesus über Wasser laufen, sondern auch Sadanandacharya, der Schüler von Shankara lief bei Varanasi über den Ganges, als sein Guru ihn rief. Dieser Vers wird von den Schülern des Yogameisters Maharishi Mahesh Yogi als Flugmantra verwendet um das sog. „Yogische Fliegen“ zu erlernen. So steht es geschrieben.

Patanjali Yoga Sutra, Vers 3.41

3.41 समानजयाज्ज्वलनम्

samāna-jayāj-jvalanam

samāna = eine feinstoffliche Energie,Verdauungskraft

jayāt = durch Sieg über, durch Kontrolle über

jvalanam = Aufflammen, Auflodern, Glut, Leuchten

„Meisterung des Samana lässt Feuer auflodern“

Samana Vayu ist die Energie hinter dem Verdauungs Feuer und die Energie sitzt entsprechend in der Nähe des Magens beim Muladhara Chakra. Ein gemeistertes inneres Feuer führt zum einen dazu alles (physisch und psychisch) verdauen zu können und ausserdem zu einer besonderen Ausstrahlung. Ein starkes Muladhara bzw. ein besonders starkes inneres Feuer führt zu einem machtvollen Charisma, man kann dadurch Einfluss auf andere nehmen. Dieses ist natürlich für den Yogi aus ethischen Gründen mit Vorsicht zu genießen. Leider schweigt sich Patanjali darüber aus wie man das Samanu Meistert, jedoch wird es im Hathayoga gestärkt durch Fasten und Diäten, sowie entsprechende Asanas und Pranayamas.

Patanjali Yoga Sutra, Vers 3.42

3.42 श्रोत्राकाशयोः संबन्धसंयमात् दिव्यं श्रोत्रम्

śrotra-ākāśayoḥ saṁbandha-saṁyamāt divyaṁ śrotram

śrotra = Ohr, Gehör, das Hören

ākāśa = Licht, Helligkeit, Raum, Äther

saṁbandha = Beziehung, Relation, Verbindung

saṁyama = tiefe Versenkung, Fesselung, Ausrichtung

divya = göttlich, himmlisch, übersinnlich

„Samyama auf die Beziehung von Raum und Ohr lässt himmliches Gehör entstehen.“

Die 5 Elemente sind in der Samkhya-Philosophie, welche dem Yoga Sutra zugrunde liegt, jeweils den 5 Sinnen zugeordnet. Das Hören entspricht dem Element des Raumes bzw. dem Äther. Die Meditations Methode des Unterscheidens von Raum und Geräusch verfeinert den Hörsinn bis zum übersinnlichen Hören. Logisch, dass wir durch das trainieren des Hörens auch tatsächlich besser Hören können, aber es geht dann darum Dinge zu hören die dem normalen Hörenden verschlossen bleiben, dazu braucht es Meditation.

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