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Viren und Bakterien als Ursache von Krebs


In Europa wird einer von vierzehn Krebsfällen wird durch Infektionen ausgelöst, weltweit liegt der Anteil doppelt so hoch. Drei Viren und ein Bakterium - spielen dabei eine Hauptrolle.


Im Jahr 2012 wurden weltweit 14 Millionen neue Fälle von Krebs gezählt - Viren und Bakterien sollen für etwa 2,2 Millionen davon verantwortlich sein1. Das ist ein Anteil von etwa 15 %. Viele der Infektionen wären vermeidbar gewesen - und damit auch die Krebserkrankungen.

Vier Erreger sind dabei am gefährlichsten, über 90 % der Krebsfälle gehen auf ihr Konto: das humane Papillomavirus (HPV), die humanen Hepatitisviren B und C (HBV und HCV) sowie das Magenbakterium Helicobacter pylori.

Alle vier können chronische Infektionen verursachen: Das Immunsystem kann die Erreger nicht wirksam bekämpfen, so dass sie lebenslang im Körper ausharren. Nach vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten dann zum Ausbruch von Krebs führen. Zum Glück ist dies ein eher seltenes Ereignis: In der Regel wird nur etwa eine von hundert Infektionen zu einer Krebserkrankung führen.

Chronische Entzündung

Auf welchem Weg die Erreger den Krebs auslösen, ist noch nicht vollständig geklärt. Bei jedem Erreger scheint der Prozess etwas anders abzulaufen. Doch der Hauptangriffspunkt bleibt immer der gleiche - das menschliche Erbgut. Mutationen häufen sich in den infizierten Zellen, und die Gefahr steigt, dass dabei auch die sogenannten Krebsgene aktiviert werden.

Schon allein die chronische Entzündung begünstigt die Entwicklung von Krebs. Die Zellen in den infizierten Geweben geraten unter Stress und verlieren die Kontrolle über wichtige Signalwege. Dabei büßen sie zunehmend die Fähigkeit ein, ihr Erbgut vor gefährlichen Mutationen zu schützen.

Aber auch die Erreger tragen ihren Teil bei. Viren etwa sind in der Lage, das menschliche Protein p53 zu hemmen2. p53, auch Wächter des Genoms genannt, ist ein sogenannter Tumorsuppressor: Wenn seine Aktivität nachlässt, haben die Krebsgene ein leichteres Spiel. Auch das Bakterium H. pylori kann direkt eingreifen: Es setzt einen Faktor frei, der Zellen im Magen dazu bringt, den ersten Schritt in Richtung Krebs zu tun3.

Viele dieser Krebsfälle ließen sich vermeiden4. Für den Hepatitisvirus B gibt es eine effiziente Impfung, und die Weltgesundheitsorganisation WHO strebt schon länger an, weltweit alle Kinder so früh wie möglich zu impfen. Auch für Papillomaviren wurde kürzlich eine wirksame Impfung eingeführt, die zumindest in den reichen Ländern langsam zum Standard wird.

Gegen den Hepatitisvirus C gibt es keinen Impfschutz, aber zumindest in ärmeren Länder könnte dessen Verbreitung durch Hygienemaßnahmen eingeschränkt werden. Eine Infektion mit H. pylori kann mit Antibiotika behandelt werden; das müsste allerdings frühzeitig geschehen, da schon Kinder chronisch infiziert sein können.

Wer ist am gefährlichsten?

Eine Studie hat für das Jahr 2012 bestimmt, welche der Infektionen am häufigsten zu Krebs führen1. Das Ergebnis: H. pylori forderte die meisten Opfer. 770 000 Menschen waren es weltweit, die aufgrund der Infektion mit dem Magenbakterium an Krebs erkrankten. Magenkrebs war dabei eindeutig die vorherrschende Form. Manchmal entwickelte sich jedoch auch das seltene MALT-Lymphom, das von Immunzellen im Magengewebe ausgeht.

Kaum weniger gefährlich sind die Papillomaviren: Bei insgesamt 630 000 Krebsfällen gelten sie als Ursache. In fast 90 % der Fälle entstand dabei Gebärmutterkrebs, die Opfer sind demzufolge fast alles Frauen. Wesentlich seltener waren Krebserkrankungen der Geschlechtsorgane, des Anus und des Mundrachens.

Kurz danach folgen die beiden Formen des Hepatitisvirus. HBV und HCV lösten 580 000 Krebsfälle auf, und fast alle betrafen die Leber. In seltenen Fällen entstand auch eine Form von Lymphdrüsenkrebs, das zu den Non-Hodgkin-Lymphomen gezählt wird.

Unterschiede zwischen Arm und Reich

Bei dem Auftreten der Erkrankungen gab es teilweise größere Unterschiede zwischen reicheren Ländern ärmeren Regionen. Der Anteil der Infektionen an den Krebsfällen war in armen Ländern meist deutlich höher - besonders bei den Hepatitisviren war das auffällig. H. pylori hatte jedoch eher in reichen Gesellschaften einen größeren Anteil an den Krebsfällen. Bei Papillomaviren und Gebärmutterkrebs gab es hingegen kaum messbare Unterschiede.

Neben diesen vier dominanten Erregern gab es aber noch andere, die mit Krebs in Verbindung gebracht werden1. Die Studie nennt hier noch das Epstein-Barr-Virus (vor allem Lymphome), das Humane Herpesvirus 8 (Kaposi-Sarkom) und das Humane T-lymphotrope Virus 1 (Leukämien und Lymphome). Dazu kommen noch zwei Formen von Leber-Parasiten (Gallengangskarzinom) und der Saugwurm Schistosoma haematobium (Blasenkrebs).

Die Rolle von Erregern bei Krebserkrankungen ist nicht zu unterschätzen. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Ursachen von Krebs gibt es hier einen klaren Weg zur Vorbeugung: Impfungen und konsequente Behandlung der Infektionen. Bei Einhaltung dieser Maßnahmen könnten Millionen von Krebstoten verhindert werden.


Diese Keime machen Krebs

Rund 15 Prozent aller Krebserkrankungen werden durch Viren und Bakterien ausgelöst. Ganz machtlos dagegen ist der Mensch aber nicht. Es gibt Medikamente und gegen zwei Übeltäter sogar eine vorbeugende Impfung. 📷

Viren und Bakterien verursachen rund 15 Prozent aller Krebserkrankungen


Das Humane Papillomvirus (HPV) ist wohl der bekannteste Keim, der Krebs auslösen kann. Nahezu alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs gehen auf HPV zurück. Der Öffentlichkeit weniger bekannt ist, dass auch das Hepatitis B und Hepatitis C Virus, das Bakterium Helicobacter und das Epstein Barr Virus Krebs verursachen können. Wissenschaftler schätzen, dass rund 15 Prozent aller Krebserkrankungen durch Keime entstehen. Darüber hinaus ist Krebs auch oft eine Folge der Immunschwäche AIDS. Ein direkter Krebsauslöser ist HIV aber nicht.

HPV

Harald zur Hausen hatte in den 1980er Jahren den Zusammenhang zwischen Humanen Papillomviren (HPV) und Gebärmutterhalskrebs entdeckt. Nicht nur ein Nobelpreis folgten, auch eine Impfung, die vor diesem Krebs und seinen Vorstufen schütz. Seit 2006 ist die HPV-Impfung in Deutschland zugelassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt sie seither jungen Mädchen in der Pubertät. Heute weiß, dass auch andere Tumore damit verhindert werden können. Zum Beispiel Tumore im Mund- und Rachenraum und im Genital- und Analbereich. Denn ein Großteil dieser Tumore geht auf eine HPV-Infektion zurück. Derzeit wird darüber gestritten, ob die HPV-Impfung auch für Jungen zugelassen werden soll. Befürworter erhoffen sich davon einen Herdeneffekt und nennen etwa Australien und Österreich als gute Beispiele. In diesen Ländern werden heute auch Jungen routinemäßig gegen HPV geimpft. Der „HPV-Entdecker“ Harald Zur Hausen wünscht sich das auch für Deutschland. „Es lässt sich wohl für alle Kulturkreise der Welt sagen, dass junge Männer in aller Regel mehr sexuelle Partner haben als Frauen der gleichen Altersgruppe. Männer sind damit die Hauptüberträger der Infektion“, sagt er. Außerdem stünden ja noch weitere Krebserkrankungen mit Papillomviren in Verbindung, beispielsweise im Mund-Rachen-Bereich, die bei Männern häufiger als bei Frauen seien. Auch Genitalwarzen stellten für beide Geschlechter „ein extrem unangenehmes Problem“ dar. „Deshalb sollten auch Jungen geimpft werden.“

Hepatitis B

Eine Infektion mit Hepatitis B (HBV) kann im chronischen Verlauf zu Leberzirrhose und schließlich zu Leberkrebs führen. Die HBV-Impfung war die erste "echte" Impfung gegen Krebs. Kinder werden in Deutschland seit 1995 grundsätzlich geimpft. Von den Erwachsenen haben nur die einen Anspruch, die ein besonders hohes Ansteckungsrisiko haben. Zum Beispiel Menschen, die ein hochrisikohaftes Sexualverhalten zeigen oder Menschen, die beruflich oder familiär mit Hepatitis-B-Infizierten zu tun haben. Was nur wenige wissen: Auch Menschen mit einer chronischen Leber- oder Nierenerkrankung haben einen Anspruch auf die Impfung. Dass die Impfung tatsächllich vor Leberkrebs schützt zeigen Daten aus Ländern, wo es wo es hohe HBV-Infektionsraten gibt und auch konsequent geimpft wird. Der beste Beleg dafür ist Taiwan, wo 1984 das weltweit erst große Impfprogramm gegen Hepatitis B eingeführt wurde. Schon 15 Jahre nach Einführung der Impfung hatte sich die Rate an Leberkrebs bei Kindern halbiert.

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Hepatitis C

Hepatitis C kann ebenfalls zu Leberzirrhose und zu Leberkrebs führen. Eine Impfung gegen diesen Hepatitis-Typ gibt es nicht. Aber es gibt eine wirksame Therapie: Seit etwa drei Jahren stehen für die Behandlung der chronischen Hepatitis C neue Medikamente zur Verfügung. Diese Medikamente greifen direkt in die Vermehrung des Hepatitis C-Virus ein und ersetzen die bislang gängige Therapie mit dem nebenwirkungsreichen Interferon. Eine Studie der Deutschen Leberstiftung zeigt nun, dass die neuen Medikamente auch bei akuter Hepatitis C äußerst wirksam sind: Von einer akuten HCV-Infektion“ spricht man, wenn die Infektion nicht länger als sechs Monate zurückliegt. Nur sechs Wochen dauert es demnach, bis die Infektion ausgeheilt ist. Bei chronischer Hepatitis C muss laut Leitliniedagegen bislang rund acht bis zwölf Wochen behandelt werden. Hepatits C kann also heute geheilt werden,

Helicobacter

Eine Infektion mit Helicobacter ist ein Nährboden für eine chronische Gastritis. Das Bakterium ist sehr widerstandsfähig und kann trotz Magensäure in den Magenschleimhaut überleben. Auf dem Boden der chronischen Gastritis entstehen bei jedem fünften Patienten Magenbeschwerden bis hin zu Geschwüren im Magen- und Zwölffingerdarm. Langfristig erhöht der Keim das Magenkrebsrisiko, und er ist auch für das MALT-Lymphom, ein seltener Lymphdrüsenkrebs, verantwortlich. Eine neue Leitlinie empfiehlt daher eine Eradikationstherapie, also die Beseitigung des Keims, für bestimmte Risikogruppen. Die Beseitigung von Helicobacter pylori lindert nicht nur die akuten Beschwerden bei einer Magenschleimhautentzündung, einem Magen- oder einem Zwöffingerdarmgeschwür. Sie hat auch das Potential, das Widerauftreten von Geschwüren und die Entstehung eines Magenkarzinoms zu verhindern. Die Eradikationstherapie ist in der Regel erfolgreich. Sie erfordert jedoch die Mitarbeit und die Geduld des Patienten, der mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen muss. Standard ist eine Tripeltherapie aus zwei Antibiotika und einem Protonenpumpeninhibitor. Aber Vorsicht vor den Magensäureblockern: Die Behandlung mit diesen Säureregulatoren führt auf Dauer zu einer Atrophie oder zu einer Intestinalen Metaplasie der Magenschleimhaut. Diese nicht mehr rückbildungsfähigen Veränderungen erhöhen wiederum das Magenkrebsrisiko. In Deutschland trägt etwa jeder zweite Helicobacter in sich.

Epstein-Barr-Virus

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) zählt zu den Herpesviren und befällt B-Zellen der Immunabwehr sowie Schleimhautzellen des Mund- und Rachenraums. Weltweit sind etwa 98 Prozent der Erwachsenen mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert. Die meisten Menschen wissen nicht, ob sie sich jemals mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert haben. Denn die Infektion, die meist in der Kindheit stattfindet, ähnelt einer Erkältung. Man fühlt sich müde und schlapp, oft kommen Fieber, Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten hinzu. Symptome, die bei Kindern ganz häufig sind und meist schnell wieder abklingen. Anders, wenn sich Jugendliche oder jungen Erwachsene mit dem Virus anstecken: Bei ihnen kann sich die frische Infektion als Pfeiffer‘sches Drüsenfieber äußern. Aber auch die sogenannte „Kusskrankheit“ heilt in der Regel rasch aus. Bei einigen Patienten kommt es allerdings mitunter zu lebensbedrohliche Komplikationen. Dazu gehören Atemnot, Milzriss oder Blutzellmangel. Außerdem steht das Pfeiffer‘sches Drüsenfieber im Verdacht, das chronische Fatigue-Syndrom sowie Multiple Sklerose zu triggern. Das Virus wir zudem mit Lymphdrüsenkrebs, Magenkrebs und Tumoren im Nasen-Rachen-Raum in Verbindung gebracht. Forscher befürchten, dass noch weitere Tumoren auf das Konto von Epstein-Barr-Viren gehen könnten. Bisher gibt es weder eine Therapie noch eine Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus. An beidem wird seit Jahren geforscht.

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